Zum Inhalt springen Zur Suche springen

Ringvorlesung Bonner Republik: „Das Zentrum ist nicht das Zentrum“

Haus der Universität


Dr. Azziza B. Malanda (DOMiD, Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland):
ÜberLebenswege. Erinnerungen und Erfahrungen Schwarzer Deutscher der Nachkriegsgeneration

Der Topos der Provinz haftet der Bonner Republik an. Die Ringvorlesung „Das Zentrum ist nicht das Zentrum“ nimmt von dieser Annahme ausgehend die Region über Bonn hinaus in den Blick. Es geht dabei nicht bloß um die Bestätigung des Topos der Provinzialität rund um Bonn, sondern auch um seinen Transfer in den ländlichen Raum – wie konzipierte sich die Region in der Fläche zu ihrem Zentrum? Oder anders: Wie entwickelte sich eine Region parallel zu Bonn? In einem weiteren Komplex thematisiert die Ringvorlesung den Gegenstand des Zentrums selbst im Denken der „Bonner Republik“. Dies öffnet Themenräume, die über den Topos der Provinzialität hinausgehen und nach inter- und transnationalen Strukturen der Bonner Republik fragen. Wie verbinden sich regionale, nationale und europäische Ebenen in der Bonner Republik? Mit dieser Perspektive, die zugleich das Verständnis von „Zentren“ zur Verhandlung stellt und an geschichtstheoretische Ansätze anknüpft, reflektieren die Vorträge der Ringvorlesung die kosmopolitane Idee, um sie in der Region ebenso auf ihre Vielfalt wie auf ihre kolonialen Denkmuster hin zu befragen.

Schwarze Deutsche der Nachkriegsgeneration, die als Kinder und Jugendliche in Heimen aufwuchsen, sind innerhalb der deutschen Erinnerungskultur unsichtbar. Dabei standen die Nachkommen US-amerikanischer Schwarzer Soldaten und weißer deutscher Zivilistinnen in der frühen Bundesrepublik im Zentrum zahlreicher Debatten um gesellschaftliche In- und Exklusion. Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft, Abgesandte von Kirchen und Jugendwohlfahrtsverbänden sowie Privatpersonen entwickelten in diesem Zusammenhang unterschiedliche Maßnahmen, die mitunter für sich in Anspruch nahmen, Schwarze Deutsche vor Rassismus schützen und ihre Zukunftsaussichten verbessern zu wollen. Die Perspektiven und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Eltern blieben dabei unberücksichtigt.

Mit Fokus auf diejenigen Schwarzen Deutschen, die in der frühen Bundesrepublik in Heimen aufwuchsen, bietet der Vortrag eine Einführung in ein bislang marginalisiertes Themenfeld. Er rückt biografische Erzählungen Betroffener in den Mittelpunkt und verknüpft Schwarze deutsche Historiografie – unter biografischen, alltags-, kultur- und sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten – mit der Bonner Republik als zeitlichen Rahmen sowie als Ort, von dessen Machtzentren aus auf Lebensverläufe und -realitäten Schwarzer Deutscher weitreichend Einfluss genommen wurde.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Fragen gerne an zeitzeugenprojekt(at)yahoo.de.

ICS

Veranstaltungsdetails

06.02.2025, 18:00 Uhr - 19:30 Uhr
Dr. Jasmin Grande (Zentrum für Rheinlandforschung der Philosophischen Fakultät der HHU)