Dr. Helmut Rönz (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte):
Regierungshandeln und Region. Forschungsfragen und -ergebnisse des Bandes "Die 'Bonner Republik' in Zeitzeugengesprächen"
Der Topos der Provinz haftet der Bonner Republik an. Die Ringvorlesung „Das Zentrum ist nicht das Zentrum“ nimmt von dieser Annahme ausgehend die Region über Bonn hinaus in den Blick. Es geht dabei nicht bloß um die Bestätigung des Topos der Provinzialität rund um Bonn, sondern auch um seinen Transfer in den ländlichen Raum – wie konzipierte sich die Region in der Fläche zu ihrem Zentrum? Oder anders: Wie entwickelte sich eine Region parallel zu Bonn? In einem weiteren Komplex thematisiert die Ringvorlesung den Gegenstand des Zentrums selbst im Denken der „Bonner Republik“. Dies öffnet Themenräume, die über den Topos der Provinzialität hinausgehen und nach inter- und transnationalen Strukturen der Bonner Republik fragen. Wie verbinden sich regionale, nationale und europäische Ebenen in der Bonner Republik? Mit dieser Perspektive, die zugleich das Verständnis von „Zentren“ zur Verhandlung stellt und an geschichtstheoretische Ansätze anknüpft, reflektieren die Vorträge der Ringvorlesung die kosmopolitane Idee, um sie in der Region ebenso auf ihre Vielfalt wie auf ihre kolonialen Denkmuster hin zu befragen.
Wie erinnern wir die Bonner Republik und wer erinnert sich an sie? Nachdem die Ringvorlesung über die Topoi der Bonner Republik in ihre Themenstellung eingestiegen ist, fokussiert Helmut Rönz die Erinnerungen an die Bonner Republik aus der Perspektive der Politik und Politikwissenschaft. Im Rahmen eines Forschungsprojekts sind Gespräche mit Zeitzeug*innen entstanden, die 2024 erschienen sind und deren Erkenntnisse aus regional- und landesgeschichtlicher Perspektive von Helmut Rönz eingeordnet werden.