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Ringvorlesung Bonner Republik: „Das Zentrum ist nicht das Zentrum“

Haus der Universität


Prof. Dr. Hans Körner (HHU):
Das Dorf als Sehnsuchtsort. Kroatische Bauernmaler in der jungen Bundesrepublik

Der Topos der Provinz haftet der Bonner Republik an. Die Ringvorlesung „Das Zentrum ist nicht das Zentrum“ nimmt von dieser Annahme ausgehend die Region über Bonn hinaus in den Blick. Es geht dabei nicht bloß um die Bestätigung des Topos der Provinzialität rund um Bonn, sondern auch um seinen Transfer in den ländlichen Raum – wie konzipierte sich die Region in der Fläche zu ihrem Zentrum? Oder anders: Wie entwickelte sich eine Region parallel zu Bonn? In einem weiteren Komplex thematisiert die Ringvorlesung den Gegenstand des Zentrums selbst im Denken der „Bonner Republik“. Dies öffnet Themenräume, die über den Topos der Provinzialität hinausgehen und nach inter- und transnationalen Strukturen der Bonner Republik fragen. Wie verbinden sich regionale, nationale und europäische Ebenen in der Bonner Republik? Mit dieser Perspektive, die zugleich das Verständnis von „Zentren“ zur Verhandlung stellt und an geschichtstheoretische Ansätze anknüpft, reflektieren die Vorträge der Ringvorlesung die kosmopolitane Idee, um sie in der Region ebenso auf ihre Vielfalt wie auf ihre kolonialen Denkmuster hin zu befragen.

Der Boom der „naiven” Malerei dauerte in der jungen BRD ab den späten 1950er bis in die 1980er Jahre, feierte heile Welten. In diesen heilen Welten spielte das dörfliche Leben eine Rolle, doch dominant war das Thema nicht. Prominentere Sehnsuchtsorte in der „naiven” Imagerie der westdeutschen Laienmalerei waren, analog zu den zeitparallelen Schlagern, Seefahrts- Hafenromantik, das häusliche Glück, idyllische Urlaubsorte, usw. Der in Bildern sich manifestierende Sehnsuchtsort Bauerndorf wurde importiert. Für die junge Bundesrepublik markierte die 1961 unter dem Titel „Das naive Bild der Welt” in Baden-Baden, Frankfurt und Hannover gezeigte Ausstellung die wichtigste frühe Begegnung mit den kroatischen Bauernmalern, auf die in der Folge die Sehnsüchte nach dem heilen, ursprünglichen Leben auf dem Dorf und im Gegenzug Zivilisationskritik, die Kritik am technischen Zeitalter, Kritik am entfremdeten Stadtmenschen projiziert wurden.

ICS

Veranstaltungsdetails

16.01.2025, 18:00 Uhr - 19:30 Uhr
Dr. Jasmin Grande (Zentrum für Rheinlandforschung der Philosophischen Fakultät der HHU)